Was brauchen Eltern, dass sie ihre Kinder allein radeln lassen? Was brauchen die Kinder? Wir fragten nach, bei Mutter und Sohn, nach unserem Radfahrkurs »Mit dem Rad in die Schule«.

Im Juni stellte derStandard Eltern die Frage, ob es Dauerstress oder perfekte Fortbewegung ist, wenn sie mit ihrem Kind radfahren. Viele Eltern wünschen sich kindgerechte Infrastruktur: Breite Radwege und ein durchgängiges Radwegenetz, autofreie Zonen vor Schulen und Kindergärten und kindgerecht gestaltete Kreuzungen.

Die Kommentare zeigen unterschiedliche Perspektiven auf: Menschen, die schnell ins Büro radeln wollen, und Schlängellinie radelnde Kinder als Störfaktor sehen. Dazu meldeten sich Eltern, die ihre Kinder nur auf ausgewählten Strecken radfahren lassen oder einzig das Radfahren im Park oder auf der Donauinsel als stressfrei empfinden. Die Kinder, deren Eltern in den Kommentaren berichteten, sind 3, 5 oder 10 Jahre alt.

Die Gesetzgeberin erlaubt Kindern ab 9 bzw. 10 Jahren allein zu radeln

Was wenn das eigene Kind stolz nach Hause kommt und die Freiwillige Radfahrprüfung bestanden hat – und, jetzt allein radeln will? Rechtlich darf es das jetzt, so steht es in § 65 der Straßenverkehrsordnung, ohne bestandene Prüfung müsste es dafür bis zum 12. Geburtstag warten. Reicht das den Eltern, um ihr Kind allein radeln zu lassen? Oder was brauchen sie?

„Auf einmal will dein Kind allein Radfahren, dein Kind ist dann Teil des Verkehrsgeschehens – da gab der Radfahrkurs extrem viel Sicherheit, für mich und meinen Sohn!“

erzählt Sarah, Matteos Mutter, am Telefon nach dem Radfahrkurs.

Sarah bucht einen Radfahrkurs

Anfang Juni, es ist Mittwochnachmittag. Radfahrlehrer Robert, begleitet Sarah und ihren 13 Jahre alten Sohn Matteo, zu dessen Schule und retour: «Mit dem Rad in die Schule» ist ein von Schulterblick maßgeschneidertes Format für Eltern und Kinder.

Treffpunkt ist zu Hause, vor der Haustür in der Hettenkofergasse in Ottakring. Sie radeln zu dritt die Hasnerstraße entlang, Matteo fährt vor, denn die Straße kennt er gut. Am Gürtel fährt Robert vor. Sie biegen bald in die Seidengasse ab, fahren die Schottenfeldgasse, über die Mariahilfer Straße und in die Webgasse. Die Routenplaner von anachb.vor.at oder der Wien Mobil App schlagen die Route vor dem Westbahnhof und über die Mariahilfer Straße bis zur Webgasse vor. Das rege Treiben am Bahnhofsvorplatz eignet sich weniger als entspannter Weg in die Schule.

Erst vor Ort zeigt sich, was passt

Für das letzte Stück zur Schule haben sie sich zwei Varianten angeschaut: Ein Stück im Autoverkehr mitfahrend versus gegen die für das Radfahren geöffnete Einbahn fahren – letzteres war die bessere Option, weil es die kürzere Route ist und das links Abbiegen auf die Gumpendorferstraße total problemlos war. Alles passiert in direkter Absprache mit Sohn und Mutter gleichermaßen. Die gleiche Strecke radeln sie nach kurzer Pause wieder retour, um auch den Heimweg von der Schule zu üben.

„Es wundert mich, dass es den Kurs nicht schon länger gibt. Ich kenne viele Eltern, für die es interessant wäre.“,

sagt Sarah nach dem Radfahrkurs.

Wie hat Sarah von dem Radfahrkurs erfahren? Mundpropaganda: Über eine Freundin hat Sarah von Schulterblick gehört – die Freundin wusste, dass sie sich so etwas schon länger gewünscht hatte.

Motiviert und konzentriert

„Für mich war auffällig, wie motiviert Matteo war, selbst in die Schule fahren zu dürfen. Er hat alles sehr genau umgesetzt, wie beispielsweise auch auf jede Kreuzung in der Hasnerstraße langsamer zu zufahren. – Auch auf Unvorhergesehenes hat er gut reagiert, wie wenn z. B. ein Wagen den Radweg verstellte, hat er den Schulterblick gemacht, zum Überholen angesetzt und den dann kommenden Gegenverkehr abgewartet.“,

berichtet Robert nach dem Kurs.

Er gibt Matteo noch einen wichtigen Aspekt mit auf den Weg:

„Die richtige Geschwindigkeit ist Schlüssel zum erfolgreichen Radfahren in der Stadt.“

Das hatte Matteo aber ohnehin schon verinnerlicht, so schnell fahren wollte er gar nicht. – Seither ist Matteo schon öfters allein in die Schule gefahren. Ein paar Mal ist Sarah auch mit ihm gemeinsam gefahren, weil ihre Arbeit ganz in der Nähe seiner Schule ist.

Fazit

„Der Radfahrkurs war durchwegs positiv. Robert hat sich auf meinen Sohn konzentriert, mit ihm kommuniziert, ich war nur das Beiwagerl und konnte beide in Ruhe gut beobachten. Super war, dass Robert sich vorab den Schulweg angeschaut hat, und dann vor Ort überprüft, ob das wirklich passt und sicher ist. Wir sind immer wieder stehen geblieben und Robert hat mit Matteo reflektiert und ihm Feedback gegeben, worauf noch geachtet werden muss: z. B. Das auch wenn er Vorrang hat, immer auf die Autos achten sollte. Robert ist sehr gut auf Matteo eingegangen.“,

sagt Sarah gegen Ende des Telefonats.

Sie schließt mit den Worten:

„Radfahren gibt Kindern ganz viel Mobilität und Freiheit!“

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