Wir stellen uns vor! Einblicke, wer die Menschen bei Schulterblick sind und was sie antreibt.
Zoé, Mitte 20, macht gerade ein Praktikum bei einer NGO und ist dabei, ihr Studium Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der BOKU abzuschließen. Sie freut sich darüber, dass sie sich bei Schulterblick neben Radfahrkursen in verschiedenen Bereichen ausprobieren und mitgestalten darf – momentan tut sie das vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit mit dieser Portaitserie.
Wie hat Schulterblick dein Leben, deine Welt, verändert?
Der Beruf und die Herangehensweise von Schulterblick geben mir tagtäglich das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun, bei dem ich Spaß habe, mit Menschen unterschiedlichen Alters im Austausch bin und mich an der frischen Luft bewege. All diese Faktoren haben eine enorme Auswirkung auf meine Psyche. Ich lerne jeden Tag dazu und die Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich. Ein großer Pluspunkt ist außerdem die gute Zusammenarbeit im Team, die sich aus der persönlichen Überzeugung ergibt, dass was wir tun, wichtig und sinnvoll ist – diese Überzeugung teilen alle im Team.
Ich habe mich davor etwas verloren und niedergeschlagen gefühlt, auch aufgrund der Klimakrise und dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit, die ich oft beim Gedanken daran verspüre. Schulterblick hat mein Leben von Grund auf verändert!
Bei Schulterblick fühlt man sich nicht als Mitarbeiterin oder Angestellte, sondern wird ganzheitlich als Mensch mit seinen Stärken und Schwächen wahrgenommen und wertgeschätzt: Die unhierarchisch gelebte Struktur lädt dazu ein mitzudenken und zu gestalten – das ist wahnsinnig motivierend.
Schön zu sehen ist außerdem, dass Ehemalige Schulterblick auch nach langer Zeit verbunden bleiben, selbst wenn sie nicht mehr als Radfahrlehrer:innen aktiv sind. So wie sie, kann auch ich mir Schulterblick nicht mehr aus meinem Leben wegdenken.
Wie bist du zu Schulterblick gekommen?
Ich bin durch Zufall und eine gute Portion Glück bei Schulterblick gelandet: Meine Mutter, die Robert schon länger kennt, hat mir die Ausbildung nahegelegt und mich ermutigt, es auszuprobieren. Anfangs war ich skeptisch, da ich zuvor keine pädagogische Erfahrung hatte. Ich habe mich dann doch in letzter Minute noch angemeldet – und ich bin froh, dass es geklappt hat.
Welchen Bezug hattest du davor zum Radfahren?
Radfahren habe ich erst mit sechs oder sieben gelernt: Ich kann mich noch sehr gut an die Angst erinnern, und den Moment, in dem es zum ersten Mal ohne Stützräder geklappt hat. Auch an eine gewisse Erwartungshaltung meiner Eltern kann ich mich erinnern. Diese Gefühle und Erfahrungen versuche ich während Momenten mit Anfänger:innen im Hinterkopf zu behalten und keinen Druck auszuüben.
Als Jugendliche hatte ich kein passendes Fahrrad. Das Radfahren in der Stadt habe ich, wie viele nach Schulabschluss, mit Beginn des Studiums auf dem alten Sifem-Modell meines Großvaters aus Frankreich für mich entdeckt. Heute ist ebendieses noch immer mein Begleiter bei Radfahrkursen.
Was ist dir von der Ausbildung besonders in Erinnerung geblieben? Was ist einzigartig an unserer Radfahrschule?
Die Ausbildung hat mir eine gute Grundlage gegeben, um Radfahren im Verkehr neu zu begreifen und auch mein eigenes Verhalten zu reflektieren. Es war viel neu für mich, da ich keinen Auto-Führerschein habe. Die Hospitationen fand ich besonders wertvoll, da man hier einfach hands-on lernt und das nötige Selbstvertrauen sammelt, um einen Kurs mit Kindern und Jugendlichen zu geben. Bei Schulterblick wirst du Schritt für Schritt begleitet.
Außerdem erfährt man selbst, beispielsweise bei den Ausfahrten in der Stadt, was das Besondere am Schulterblick-Konzept ist: Wir fahren mit den Kindern im Verkehr. Diese Realitätsnähe ist wichtig für den Lernprozess:
Die Kinder erfahren die Verantwortung im Straßenverkehr und wie schön Radfahren ist. Anstatt Runden am Übungsplatz zu drehen, haben wir in einer Dreiviertelstunde gemeinsam ihre Nachbarschaft erkundet.
Was hat dich an der Arbeit als Radfahrlehrerin bei Schulterblick überrascht? Was ist einzigartig an dem Beruf?
Vor allem erst einmal die Anstrengung. Eine Zeit lang habe ich mehrmals pro Woche die 4-stündigen Schulklassenkurse in Niederösterreich gehalten und war nachmittags richtig fertig: Es ist nicht zu unterschätzen, wie intensiv die Arbeit sein kann, körperlich und mental; dass wirklich jeder Kurs anders ist, von der Klassendynamik bis zur Verkehrssituation – und, wie viel Flexibilität das erfordert.
Überrascht hat mich auch, dass der Beruf oft nicht richtig ernst genommen wird. Außerdem fand ich es interessant, das Verhalten von Erwachsenen und Lehrer:innen in den Kursen zu beobachten und wie es das Verhalten der Kinder beeinflusst – woher die Angst der Kinder kommt. Beziehungsweise der Umgang miteinander, wie der das Verhalten beim Radfahren prägt. Es offenbart, wie unser Verhalten im Verkehr angelernt ist und über Generationen weitergegeben wird.
Warum fährst du Fahrrad und was hat sich verändert, seit du bei Schulterblick bist?
Ich fahre vorwiegend von März bis November und nutze das Fahrrad als Verkehrsmittel, nur sehr selten als tatsächliche Freizeitbeschäftigung oder um Sport zu treiben. Für mich ist es einfach die schönste und angenehmste Art, in der Stadt von A nach B zu kommen.
Seit ich bei Schulterblick bin, habe ich vor allem mein eigenes Verhalten im Verkehr geändert: Ich kommuniziere mehr, eigentlich unabhängig davon, wie oder womit ich mich fortbewege.
Mich hat selbst überrascht, wie viel so kleine Gesten und mehr Präsenz beim Fahren auf der eigenen Gefühlsebene ausmachen. Und zwar nicht nur wenn etwas zurückkommt und wir uns aktiv ausgetauscht haben, sondern auch wenn wir über Fehler anderer hinwegsehen, und uns nicht immer gleich aufregen oder enttäuscht reagieren: Es versüßt einem das Leben!
Was wünschst du dir fürs Radfahren im Straßenverkehr?
Neben besserer Infrastruktur wünsche ich mir natürlich mehr Kommunikation im Verkehr, und dass alle selbst erfahren, wie viel Freude ein gutes Miteinander auslösen kann. Wir bewegen uns tagtäglich sehr erfolgreich gemeinsam.
Der Verkehrsraum hat Potenzial: Wir lernen, zu kommunizieren und zu kooperieren, was wir gemeinsam erreichen können und wie gut sich das anfühlt. Das lässt sich auf viele Situationen übertragen.
Was tust du, außer den besten Job der Welt auszuüben, sonst noch gern?
Momentan mache ich ein Praktikum bei einer NGO und bin dabei, mein Studium Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der BOKU abzuschließen. Sonst reise ich sehr gerne mit dem Zug durch Europa, gehe ins Kino oder verbringe Zeit im Schrebergarten. Diesen Sommer würde ich gerne die erste Mehrtagesreise mit dem Fahrrad ausprobieren.
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